Eltern und Kommunen bei Kinderbetreuung entlasten !!!
Wenn es ein Bundesländer-Ranking in puncto Selbstzufriedenheit beim Thema Kinderbetreuung gäbe, würde die schwarz-grün geführte hessische Landesregierung wohl an der Spitze stehen. Jede Frage, jede Idee, jede Initiative zur Verbesserung der Kinderbetreuung von den Krippen über die Kitas bis zu den Grundschulen wird von der Koalition mit herablassender Geste als völlig unnötig abgetan.
Doch die echten Daten widerlegen diese Selbstüberschätzung. Und wer die Bodenhaftung nicht verloren hat und mit Eltern oder Trägern der Kindertagespflege spricht, bekommt ebenfalls ein ganz anderes Bild. Es besteht weiter dringender Bedarf am Ausbau der Kinderbetreuung, an der Qualitätsverbesserung und bei der Entlastung von Eltern und Kommunen. Für uns ist das ein Bündel gleichrangiger Ziele, die nicht gegeneinander aufgewogen werden können. Die Alternativen lauten aus unserer Sicht weder „Ausbau oder Qualität“ noch „Qualität oder Gebührenfreiheit“. Vielmehr müssen wir jedes dieser drei Ziele konsequent ansteuern.
Der Evaluationsbericht zum hessischen Kinderförderungsgesetz wurde von Schwarz-Grün im Grunde mit der Botschaft aufgenommen, „es hätte auch schlimmer kommen können“. Was für ein minimalistischer Anspruch an politische Gestaltung. Schauen wir auf die Zahlen: Die Landesförderung für den Betrieb von Kindertagesstätten betrug im Jahr 2015 € 339 Mio. Die Kosten für den Betrieb von Kindertagesstätten im Jahr 2015 beziffert das Statistische Landesamt auf € 2,14 Mrd. Das Land trägt also nur 16 % der Gesamtkosten. Den Rest tragen Eltern und Kommunen. Nach dem Evaluationsbericht haben 45 % aller Städte und Gemeinden in den vergangenen beiden Jahren ihre Beiträge erhöht. Die Spannbreite der Gebühren für einen Kinderkrippenplatz in Hessen reicht von 75 bis 700 Euro pro Monat. Der Durchschnitt liegt bei 327 Euro. Die Kosten für einen Kindergartenplatz variieren zwischen 45 und 300 Euro pro Monat. Die Landesregierung nötigt über die Kommunalaufsicht die Kommunen, landauf, landab die Gebühren zu erhöhen, und hofft dabei, dass es die Eltern am Ende nicht merken, wem sie das zu „verdanken“ haben. Für uns gehören die Entlastung von Familien und Kommunen zusammen. Unser Ziel ist endlich Gebührenfreiheit für die Kitas – Vorschläge von uns, wie das stufenweise geht, liegen schon lange vor.
Aber auch andere Kennzahlen lassen Hessen keineswegs glanzvoll dastehen. Die Bertelsmann-Stiftung sieht unser Bundesland z.Bsp. bei Personalschlüssel in Krippen und Kindergärten unter dem westdeutschen Durchschnitt. Bei einem Fünftel der hessischen Kitas müssen Leitungsaufgaben vollständig nebenbei erledigt werden. Dass dies auf Kosten der Beschäftigten und der Kinder geht, liegt auf der Hand.
Text von Gerhard Merz, MdL (Gießen)
FAKTEN: Frühkindliche
Bildung in Hessen
Der Ausbau der Kinderbetreuung kommt voran, deshalb sind Statistiken dazu immer nur Zwischenstände. Die Bertelsmann-Stiftung analysiert regelmäßig in ihrem „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ die wichtigsten Daten. Die jüngste Erhebung stammt aus 2016 und wertet die Zahlen aus dem Vorjahr aus. Danach betreuen in Hessen rund 46.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 4.200 Einrichtungen 220.000 Kinder. Ein Viertel aller Kinder unter drei Jahren und rund 95 Prozent der Kinder zwischen drei und sechs Jahren gehen in eine Betreuungseinrichtung. Gemessen an den Empfehlungen zum Personalschlüssel fehlen in Hessen rund 7.600 Vollzeitstellen.